Bildung


Das Thema Studiengebühren scheint nach wie vor das Reizthema zu sein, wenn es um deutsche Bildungspolitik geht. Die Thematik ist mir nicht ganz unbekannt – als ich noch in England studiert habe, erreichte die Deabtte um eine Verdreifachung der Studiengebühren gerade ihren Höhepunkt. Schon allein deshalb bin ich mit vielen Argumenten gut vertraut.

Für mich als Außenstehender drängt sich jedoch der Eindruck auf, dass in Deutschland selten eine holistische Betrachtungsweise von Bildungspolitik vorgenommen wird. Oftmals drehen sich die Diskussionen (soweit ich das in der Presse von hier verfolgen kann) um einzelne Aspekte, die losgelöst betrachtet werden; ob es sich um Studiengebühren, Eliteuniversitäten oder PISA Studie handelt.

In diesem Beitrag werde ich versuchen, zahlreiche bildungspolitische Aspekte zusammenhängend und nüchtern zu betrachten. Die Thematik hat für mich schon insofern Relevanz, als das ich Deutschland (unter anderem) ja gerade deshalb verlassen habe, weil ich mir im Ausland bessere Bildungschancen versprochen habe. Und gerade die daraus resultierende Frage – war dies eine gute Entscheidung? – ist eine der Zentralen Fragen, die dieses Blog zu thematisieren versucht.

Der folgende Beitrag dreht sich dabei um ein (vermeintliches) Paradoxon – einerseits stimme ich weitestgehend der Argumentation vom bekennenden Gebührengegner Michael Hartmann, Soziologieprofessor an der TU-Darmstadt, zu; andrerseits würde ich mich nicht direkt als Gegner von Studiengebühren in Deutschland bezeichnen. (mehr …)

Ein Freund von mir, der am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam studiert, kam gestern vorbei. Zufaellig hoerte ich zuvor vom tollen IT-Gipfel der Bundeskanzlerin an eben jenem Institut im Radio. Auf Nachfrage, speziell auch auf die 1,2 Mrd Euro Foerdergelder, entgegnete mein Freund nur: „Da hat der Hasso ja gute Lobbyarbeit geleistet. Das Geld geht hauptsaechlich an Grossunternehmen, die in ‚Zukunftstechnologien‘ forschen.“

Ist mal wieder typisch: Unternehmen sind zu feige Investitionen zu taetigen, und der Bund springt ein. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass die Rendite der Foerdergelder der Allgemeinheit zufliessen wird. Auch ueber den Fachkraeftemangel im IT-Sektor konnte mein Freund nur lachen: „Bei den Loehnen, die hier gezahlt werden, nicht gerade verwunderlich.“

Bleibt noch anzumerken, dass dieser offene Brief der vertreter der deutschen Zivilgesellschaft wohl auch ungehoert blieb. Man haette ja in einem Bereich fuehrend werden koennen – und sei es in der Debatte, welche Implikationen Zukunftstechnologien auf das zukuenftige gesellschaftliche Leben haben koennten und haben werden. Aber man wollte wohl keine kritischen Denker bei den Photo-Ops mit den Vertretern von SAP, Siemens & co, wenn man ihnen mal eben 1,2 Mrd Euro hinterher wirft.

Ich habe eine Kategorie ueber „Das Geschäft mit der Bildung“ gestartet. Bildung ist bereits ein Milliardengeschaeft, und der Markt fuer Bildung waechst kontinuierlich. Selbstredend geht es auch in diesem Markt nicht immer mit rechten Dingen zu. Und so werde ich in Zukunft immer wieder mal was zu den Problemen und Chancen privater Bildungsinitiativen und Angebote schreiben. College-Contact war hierzu nur der Auftakt. Hinweise und Anregungen nehme ich jederzeit dankend entegen: bildungsfluechtling at gmail punkt com.

Um mal ein positves Beispiel privater Angebote im Bildungsbereich anzufuehren, moechte ich auf die Firma Career Concept verweisen, welche eine externe Finanzierungsmoeglichkeit fuer Studenten anbietet. Ich selbst habe mich damals von Career Concept finanzieren lassen und haette sonst nur unter erschwerten Bedingungen mein Studium in Oxford beenden koennen (Studienfinanzierung wird hier auch ein Dauerthema sein). Ob ich Career Concept irgendwann einmal die erwuenschte Rendite bringen werde, ist ungewiss. In jedem Fall kenne ich Career Concept nur als serioesen Dienstleiser und bin fuer deren Unterstuetzung sehr dankbar. (Und bevor jemand auf falsche Gedanken kommt: nein, ich habe fuer diesen Blogeintrag kein Geld von Career Concept erhalten.)

Das soll nicht heissen, dass man nicht auch Initiativen wie Career Concept kritisch sehen kann. Im Gegenteil, Studienfinanzierung sollte fuer die breite Mehrheit der Studierenden angeboten werden – aber das ist weniger eine Kritik an Career Concept als an der Bildungspolitik deutscher Entscheidungstraeger. Ich werde jedenfalls auf die Gesamtthematik des oefteren zurueckkommen.

Um mich auch mal wieder interessanteren Themen zuwenden zu koennen, schliesse ich das Thema College-Contact vorerst einmal ab. Urspruenglich wollte ich nur einen Eintrag ueber die Tuecken beim Auslandsstudium schreiben und Dinge erlaeutern, die man bei einem Auslandsstudium (im Unterschied zu einem Auslandssemester) besonders beachten sollte. Um mir nochmal viele der Informationsangebote in Erinnerung zu rufen, googelte ich also nach „Auslandsstudium“, et voila, die erste Referenz war College-Contact.com. Dies ist der einzige Grund, warum ich ueberhaupt auf dieser Webseite gelandet bin.

Den Artikel ueber die Tuecken des Auslandsstudiums werde ich heute oder morgen noch nachreichen. Ich werde aber nochmal einige letzte Anmerkungen machen, bevor ich das Thema College-Contact hier ruhen lasse. (mehr …)

College-Contact macht mich jetzt auch wirklich ärgerlich. Es gibt viele naive junge Leute, die von allen Seiten eingetrichtert bekommen „Sucht eine Nische auf dem Arbeitsmarkt! Stecht heraus!“ Ein Weg, der vielen jungen Menschen dabei nahegelegt wird, ist die Qualifikation im Ausland. Klar, wir leben in einer globalisierten Welt. Da liegt es doch nahe, ein paar Semester, oder ein ganzes Studium, im Ausland zu absolvieren.

Dagegen habe ich gar nichts. Ich finde das Ausland spannend, lerne gerne neue Orte/Kulturen/Menschen kennen. In meinem jetzigen Studiengang sind drei Deutsche, zwei Türken, zwei Briten, ein Koreaner, und nur ein Amerikaner. Ich finde dies spannend und anregend.

Allerdings habe ich ganz alleine hierhin gefunden. Wäre es ein Reinfall gewesen, es wäre allein auf meinem Mist gewachsen. Und ja, es gibt viele gute und seriöse Organisationen (von denen ich noch berichten werde), die seriöse Informationen und gute Beratung anbieten. Kostenlos, und manchmal auch nicht kostenlos.

Wenn aber ein Unternehmen die Naivität junger Menschen ausnutzt, die es nicht besser wissen, dann geht mir die Galle hoch! Gerade im Bezug auf ein Studium in den USA kenne ich mich sehr gut aus. Ich bin hier Ausländer; musste alle Hürden durchlaufen. Meine Frau ist Amerikanerin, weiß was hier los ist. Wir beide studieren an einer sehr renomierten Universität. Wir beide kennen uns mit dem Bildungssystem, dem Land, den Gesetzen und den Gepflogenheiten hier aus (und keine Sorge, wir sind beide sehr kritisch denkende Menschen). (mehr …)

Es tut mir leid, nochmal auf CollegeContact rumreiten zu müssen. Aber Ramon Tissler hatte recht: ich habe wirklich nicht gut recherchiert. Die Sache ist nämlich noch viel schlimmer, als ich bisher angenommen hatte!

Mir wäre gerade fast das gute Essen wieder hochgekommen, was ich bei meinem Prof bekommen habe. Ich habe nämlich nochmal einen genaueren Blick auf College-Contact.com geworfen und einige wirklich dubiose Dinge gefunden. (mehr …)

Einer meiner Profs für politische Theorie lud heute den ganzen Kurs zum Dinner bei sich ein. Bei entspanntem Ambiente konnte man ihm dabei so einige Informationen entlocken. Nicht nur ist er (aller Wahrscheinlichkeit nach) ein entfernter Verwandter eines berühmten Schachspielers. Nein, trotz seines gestandenen Alters findet er auch den Film von Borat ausgezeichnet. Allerdings nicht so gut wie die Fernsehserie von Ali G, „die ich mir regelmäßig anschaue.“ Morgen Abend findet eine Pokerrunde bei ihm statt.
Alles in allem ein vergnüglicher Abend. Und schaden kann es ja auch nicht, seine Lehrkörper ein wenig von der persönlichen Seite zu kennen.

Zunächst einmal vielen Dank für Deine Antworten/Reaktionen. Hinsichtlich Deiner Frage, warum ich „Firmen ins schlechte Licht“ rücke, laß mich soviel sagen: gerade in der heutigen Arbeitsmarktsituation in Deutschland und dem Konkurrenzdruck, den junge Menschen dort vorfinden, drängt es immer mehr Leute ins Ausland, weil sie sich davon einen Vorteil versprechen. Das dies viele kommerzielle Unternehmen auf den Plan ruft, die sich durch Dienstleistungen für solche Studenten eine goldene Nase verdienen wollen, ist demnach nicht weiter überraschend. Nicht umsonst geht die EU inzwischen gegen dubiose Sprachreiseveranstalter vor.

Auch die Operationen von College-Contact sind dem Anschein nach kommerziell. Du behauptest in Deinem Kommentar: „Das ganze Geschäft war auch ursprünglich eine rein ideologische Idee, Leuten zu helfen, ganz ohne Geld.“ Das ist in der Tat eine sehr interessante Behauptung. Zum einen bekommt Ihr ja Geld von den Partnerhochschulen für Eure Vermittlung/Beratung. Aber Ihr vermittelt ja auch an andere Universitäten, wie Du richtig anmerkst. Dazu heißt es jedoch auf der Wer-Wir-Sind-Seite von College-Contact wörtlich:

Interessieren den Kunden andere Hochschulen, hilft unser kostenpflichtiger Suchservice oder Bewerbungsservice auch unabhängig weiter. [Hervorhebung von mir]

Folglich bietet Ihr zwei Arten von Service an: Einen kostenpflichtigen Service, der „unabhängig“ berät, und einen kostenlosen, der Euch von den Unis bezahlt wird. Von Interessenvermischung etc.pp. will ich gar nicht mal anfangen – aber unter unabhängiger Beratung verstehe ich etwas anderes. Es bleibt dem Kunden überlassen zu mutmaßen, welcher Service Euch mehr Geld einbringt – und Du hast recht: jeder sollte sich sein eigenes Bild über Deine Firma machen.

Zu der Behauptung, Ihr hättet auch „viele renommierte Unis wie die UC Berkeley, UCLA, Boston University etc.,“ im Angebot: auch das ist richtig, bloß wieder nur die halbe Wahrheit. Ihr habt nämlich lediglich deren „Summer Sessions“ im Angebot. Summer Sessions sind kurze Sommerprogramme, die manchmal durchaus sinnvoll sind, aber auch viel Geld kosten. Aufnahmekriterien gibt es meist kaum, jeder kann sich im Prinzip in diese Programme einschreiben, und einen Abschluss oder ein Zertifikat gibt es meist auch nicht.

Wie gesagt, für manche Leute lohnen sich diese Programme, da sie vermeintlich gut im Lebenslauf aussehen. Allerdings können auch diese drei Angebote nicht darüber hinwegtäuschen, um was es geht: Geld. Die meisten renomierten Hochschulen in den USA bieten Summer Sessions an. Meist werden diese von jungen Professoren unterrichtet, die sich was Geld hinzuverdienen möchten. Das ist auch alles nicht weiter verwerflich, aber die Unis verdienen sich eben ein kleines Zubrot und geben Euch im Endeffekt etwas davon ab, wenn Ihr ihnen Leute vorbeischickt.

Was mich an Deiner Seite nun stört ist, dass Du Dich als selbstlosen Samariter gibts, der durch „unabhängige“ und „kostenlose“ Beratung jungen Menschen zum Auslandsstudium verhelfen möchte. Ich empfinde eine solche Fassade als unseriös und kann Leuten nur empfehlen sich wirklich unabhängige Beratung zu holen. (Allein bei der amerikanischen Botschaft findet man die wichtigsten Informationen.)

Mir rechtliche Schritte anzudrohen steht Dir natürlich weiterhin frei. Sollte es tatsächlich Aussagen meinerseits zu beanstanden geben, teile dies bitte sachlich mit, und ich werde meine Aussagen nochmals überprüfen und gegebenenfalls korrigieren. Ansonsten wünschen ich Euch noch einen angenehmen Tag und frohes Schaffen.

Ramon Tissler ist ein fleißiger Mensch. Nach dem BWL-Studium verschlug es ihn für zwei Jahre an die University of Mobile, eine christliche Universität an der Küste von Alabama im tiefsten Süden der USA, und beschreibt seine Erfahrung dort unter anderem so:

Das Leben an der Uni ist auf der einen Seite sehr persönlich, weil man ein enges Verhältnis zu den Studenten bekommt, die auf dem Campus wohnen. Daraus sind viele enge Freundschaften, besonders zu den Mitbewohnern entstanden. Ansonsten ist das „Leben“ sprich Sex, Drugs and Rock&Roll sehr begrenzt, da die Baptistische Kirche Alkohol verbietet, genauso wie Frauen in Männerhäusern bzw. auch andersherum, was für manche ziemlich ätzend sein kann.

Immerhin bekam Tissler in Mobile einen MBA im Fach Marketing. Weil ihn sein Auslandsaufenthalt sehr fasziniert zu haben scheint, entschied er sich, anderen Studenten das Ausland näher zu bringen. Er gründete die Webseite college-contact.com im Rahmen eines Existenzgründerwettbewerbs des RCDS (der Studentenorganisation der CDU) „unter [der] Schirmherrschaft von Dr. Jürgen Rüttgers und Dr. Lothar Späth“ und belegte dort den zweiten Platz.

College-Contact scheint ein toller Service zu sein, denn

College-Contact.com bietet einen unabhängigen kostenlosen Beratungsservice per Telefon, Email oder vor Ort in Münster an. Wir können diesen Service kostenlos anbieten, da wir uns mit Werbung auf der Internetseite finanzieren und von den ausländischen Hochschulen, die wir offiziell hier in Deutschland repräsentieren, Marketingbudgets erhalten. Unsere konkrete Beratung und Bewerbung zu Studienprogrammen von all unseren Partnerhochschulen ist demnach ebenfalls kostenlos.

Fragt sich nur, wie ein Beratungsservice „unabhängig“ (sic!) sein kann, wenn sich die Firma selbstredend durch Marketingbudgets ausländischer Universitäten finanziert. Aber nun gut, schauen wir doch mal, was die Seite so anbietet. Schnell mal auf die Sektion „Bachelor Abschlüsse“ geklickt und, oha, eine lange Liste mit Universitäten, für die College-Contact Werbung macht kostenlose Einschreibungshilfe anbietet. Vom renomierten Seattle Central Community College (für läppische $13.284,75 im Jahr) bis zur bekannten Montana State University ($12.700/Jahr) ist das Who-is-Who internationaler Bildungsschmieden im Angebot von College-Contact vertreten. (mehr …)

Der alternative Radiosender Democracy Now berichtet von einer Anhörung vor dem Supreme Court über Schulintegrationsmaßnahmen in einigen Verwaltungsbezirken.

Schulverwaltungen in Seattle und Lousiville (Kentucky) implementierten Richtlinien, nach denen Schüler unterschiedlicher Ethnien/Rassen möglichst gleichmäßig auf die Schulen innerhalb des Verwaltungsbezirks verteilt werden sollen. Demanch wurde es einigen Schülern nicht erlaubt, die Schule zu wechseln, um den „racial mix“ nicht zu gefährden. (mehr …)

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