Um mich auch mal wieder interessanteren Themen zuwenden zu koennen, schliesse ich das Thema College-Contact vorerst einmal ab. Urspruenglich wollte ich nur einen Eintrag ueber die Tuecken beim Auslandsstudium schreiben und Dinge erlaeutern, die man bei einem Auslandsstudium (im Unterschied zu einem Auslandssemester) besonders beachten sollte. Um mir nochmal viele der Informationsangebote in Erinnerung zu rufen, googelte ich also nach „Auslandsstudium“, et voila, die erste Referenz war College-Contact.com. Dies ist der einzige Grund, warum ich ueberhaupt auf dieser Webseite gelandet bin.

Den Artikel ueber die Tuecken des Auslandsstudiums werde ich heute oder morgen noch nachreichen. Ich werde aber nochmal einige letzte Anmerkungen machen, bevor ich das Thema College-Contact hier ruhen lasse.

Der letzte Kommentar von Ramon Tissler verdeutlicht nochmal, dass er ein sehr komisches Verstaendnis von Unabhaengigkeit hat.

Auch wenn wir von den Unis bezahlt werden, sehen wir uns TROTZDEM als neutral und bemühen uns, uns in der Beratung entsprechend zu verhalten – das ist nunmal unsere Geschäftsphilosophie.

Vielleicht gibt es ja auch VW Autohaendler, die sich als „neutrale“ Berater in Sachen Autokauf anpreisen, oder PR Fuzzis, die sich als „neutrale“ Journalisten darstellen. Nichtsdestoweniger ist es eben nicht neutral, wenn man auf der Gehaltsliste einiger Firmen (oder Universitaeten) steht und das Produkt ebenjener Geldgeber bewirbt. Es ist Werbung, nichts weiter. Und wenngleich Werbung (leider) Teil unseres taeglichen Lebens ist, stoert es mich wenn so getan wird, als waere Werbung keine Werbung, sondern unabhaengige Beratung. Unabhaengig waere College-Contact allenfalls, wenn es sich aus Spendengeldern oder einzig aus Beratungsgebuehren von Kunden finanzierte. Das tut es aber nunmal nicht und demnach macht College-Contact eben verdeckt Werbung.

Den Unterschied schein Ramon Tissler allerdings nicht zu verstehen. Da ist er aber wenigstens nicht der Einzige. Die Bildzeitung versteht ja auch schon seit laengerem nicht den unterschied zwischen legitimer Werbung und zwischen Schleichwerbung. Oder beide wollen es nicht verstehen. Verdeckte Werbung kommt naemlich eher als serioes rueber und ist deshalb potentiell effektiver. Schon aus diesem Grund empfinde ich solche Geschaeftspraktiken als dubios.

Auch die Tatsache, dass Universitaeten mit Privatfirmen kooperieren macht die Sache fuer College-Contact nicht besser. Ramon Tissler schreibt:

renommierte Universitäten wie Penn State, Cambridge oder die George Washington University vermieten sogar Uni-Gebäude an STA (www.sta-travel.com), damit sie dort den Studenten Reiseangebote machen können. Unseriös? Abzocke? Da fließt viel Geld…Wie sieht es mit anderer Werbung aus? Wenn du auf die Internetseite deiner Cornell (www.cornell.edu) gehst, dann macht diese durch Verlinkungen nicht nur Werbung für Hotels in der Region (zuallererst für das eigene), sondern schaltet auch Banner für Fernseh- und Radiostationen, Banken und sogar Zahnarztpraxen als Partner (s. „Athletics“). Ist das betrügerisch? Kann die Universität unabhängig Medienwissenschaften oder Bankwesen unterrichten? Ich glaube schon. Wenn du grundsätzlich etwas gegen Werbung und Geld verdienen hast, dann sag direkt, du bist gegen Kapitalismus, dann ist das ok.

Leider verdreht Ramon Tissler hier wieder einige Dinge. Ja, es fliesst in der Tat sehr viel Geld an amerikanischen Universitaeten. Und nein, das ist auch nicht immer unprobelmatisch. Nicht umsonst gibt es (mal wieder) eine Debatte ueber akademische Freiheit, wenn ein Spender von der Princeton University sein Geld zurueckfordert, da es nicht in seinem Sinne eingesetzt wurde.

Und von der Werbung auf Universitaetswebseiten, von der Ramon Tissler spricht, laesst sich definitiv sagen, dass diese in 99% der Faelle eindeutig als Werbung gekennzeichnet ist. Wo sie es nicht ist, ist sie genauso suggestiv und verwerflich, wie die Werbung von College-Contact. Und ja, selbst die Werbung, die als solche gekennzeichnet ist, ist nicht immer unproblematisch. Denn natuerlich hat der Geldaspekt Einfluss auf das akademische Geschehen an amerikanischen Universitaeten. Dies wird nicht zuletzt von vielen Studenten aeusserst kritisch gesehen.

In diesem Sinne: Nein, ich habe kein Problem damit, dass Leute und Firmen Geld verdienen wollen. Ich habe aber ein Problem mit dubiosen Geschaeftspraktiken und werde, wenn immer ich auf welche treffe, diese kritisieren. Dass Ramon Tissler dies nicht gefaellt, ueberrascht mich nicht. Ich werde ihn aber jetzt nicht im Gegenzug fragen, ob er ein Problem mit freier Meinungsaeusserung hat.

Damit waere soweit alles gesagt. Ramon Tisslers und meine Positionen sind soweit klar – der Leser kann sich sein eigenes Urteil bilden. Vielleicht moechte ja auch jemand nochmal eine von Ramon Tisslers anderen Webseiten in Augenschein nehmen. Ich habe dazu eher weniger Lust und auch keine Zeit.

Trotzdem werde ich in den naechsten Tagen noch einige Mails und Briefe in der Sache schreiben. Die ersten Mails sind heute schon rausgegangen. Sollte sich wirklich noch irgendetwas interessantes ereignen, werde ich dazu nochmal etwas posten. Ansonsten wars das zum Thema College-Contact.

Ramon Tissler braucht sich aber ohnehin keine Sorgen zu machen. Wenn er naemlich wirklich, wie er behauptet, nur zufriedene Kunden hat, so wird es keinen grossen Unterschied machen, wenn ich mich hier kritisch ueber seine Firma aeussere. Und vielleicht schneie ich ja wirklich mal irgendwann bei ihm vorbei und lasse mich beraten… ganz unabhaengig, versteht sich.

[Nachtraegliche Frage:] Ramon, Du hast nicht zufaellig auch ’ne Kooperation mit openpeople laufen?